Schwaben in San Francisco
(Michael) Halöle! Als wir neulich nachts in der Stadt ein Taxi anhielten, um nach Hause zu fahren, kamen wir mit dem Fahrer ins Gespräch, einem "Langhoaraden", der gleich erkannte, dass wir miteinander deutsch sprachen und uns daraufhin erzählte, dass er ein paar Jahre in Deutschland bei der US-Army stationiert war. Nun ist das nichts Ungewöhnliches -- man findet hier einen Haufen Amerikaner, die irgendwann in der Army waren, und viele davon waren irgendwann in Deutschland. Trotzdem es keine Wehrpflicht gibt, die Armee also aus lauter Berufssoldaten besteht, hat sie keinen Nachwuchsmangel, da sie für viele arbeitslose Jugendliche der letzte rettende Grashalm ist -- die lassen sich lieber vom Ausbilder schlauchen als auf der Straße betteln zu gehen -- mehr Alternativen gibt's mangels Sozialsystem leider nicht. Und gesellschaftlich angesehen ist das Ganze auch: Ich habe mich noch im Kino kugelig gelacht, als Michelle Pfeifer im Film "Dangerous Minds" an die Tafel einer undisziplinierten Klasse "I am a US Marine" schrieb und alles auf einmal ehrfürchtig erstummte, und auch "Top Gun" kann mir immer noch ein Kichern entreißen, aber hier ist es den Leuten wirklich ernst mit diesem Unsinn. Auch während des Golfkriegs hatte -- nach zuverlässigen Quellen -- jeder Vorstadtschnösel-Bungalow-Besitzer eine US-Fahne im Garten hängen. Aber ich schweife ab! Der Taxifahrer erzählte also seine Erlebnisse aus Deutschland, ja, im Schwabenland sei er stationiert gewesen, in Stuttgart, wo der Dialekt so fürchterlich sei, so sei er einst am Hauptbahnhof gewesen und eine Gleisänderung wurde durchgesagt: GLAIS OINZ! habe es geheißen auf GLAIS OINZ! führe der Zug ab, und er habe -- zwar des Deutschen einigermaßen mächtig, aber nicht des schwäbischen Dialekts -- einen Schaffner fragen müssen, was denn GLAIS OINZ! hieße. Immer wieder rief der Taxifahrer GLAIS OINZ! und wieder GLAIS OINZ! aus und wir haben uns gar nicht mehr eingekriegt auf dem Rücksitz. Er vergaß darüber völlig, die Uhr anzustellen, erst gegen Ende der Fahrt fiel es ihm ein, aber statt der angezeigten $5.00 habe ich ihm vor lauter Freude $15.00 gegeben.