Angelika/Mike Schilli |
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"Markt und Straßen stehn verlassen, still erleuchtet jedes Haus. Sinnend geh ich durch die Gassen, alles sieht so festlich aus." Eichendorff hätte auch in den USA seine stille Freude an den Weihnachtsdekorationen. Die Häuser und Wohnungen erhalten nicht nur innen einen weihnachtlichen Anstrich sondern viele Hausbesitzer lassen es sich nicht nehmen, ihre Häuser in Lichterketten einzuhüllen oder ihre Vorgärten in ein Weihnachtsparadies zu verwandeln. Vor allen Dingen in den Vorstädten, den sogenannten Suburbs, laufen regelrechte inoffizielle Wettbewerbe, wer sein Haus am schönsten dekoriert oder die meisten Lichterketten präsentiert. In unserem Viertel Noe Valley, auf der 21ten Straße zwischen Church und Sanchez Street, verwandeln die Hausbesitzer Tom und Jerry jedes Jahr ihr Haus in ein Weihnachtsparadies für Kinder (und Erwachsene). Eine Spielzeugeisenbahn dreht dort ihre Runden, und unter einer etwa 8 Meter hohen Tanne, die über und über mit riesigen Kugeln dekoriert ist, liegen ebenfalls riesige verpackte Geschenke und diverse Stofftiere. Um das Haus in den weihnachtlichen Zustand zu versetzen, mieten die Besitzer jedes Jahr einen Baukran.
Kränze aus Tannenzweigen, aber ohne Kerzen, schmücken auch so manches Haus, haüfig die Türen. Adventskränze sieht man allerdings nicht, zumindest haben wir das bei unseren amerikanischen Bekannten und Freunden noch nicht entdeckt und ich muss immer lang und breit erklären, was es mit den vier Kerzen auf dem Kranz auf sich hat, wenn wir in der Adventszeit amerikanischen Besuch bekommen. Dafür kennt hier jeder den Mistelzweig ("mistletoe"), der im Türrahmen hängt. Diejenigen, die sich unter dem Zweig treffen, dürfen sich küssen, also so eine Art verstecktes Flaschendrehen.
Gekaufte Adventskalender sehen wir mittlerweile vermehrt in den amerikanischen Haushalten. Ich habe ja den schweren Verdacht, dass Firmen wie die Supermarktkette Trader Joe's und Lego daran nicht ganz unschuldig sind. Denn bei "Trader Joe's" (Rundbrief 09/2005) kostet der Schokoadventskalender schlappe 99 Cents. Allerdings schmeckt die Schokolade eher grauslig und welches Kind kann dem Adventskalender von Lego widerstehen, egal wo es sich auf der Welt befindet?
Traditionell kommt Truthahn oder Schinkenbraten auf den Tisch. Allerdings haben viele Familien ihre eigenen Weihnachtsgerichte. Weihnachtskekse sind äußerst beliebt und dürfen bei keiner Weihnachtsfeier fehlen. Getränkemäßig gibt es Egg Nog (Rundbrief 12/2009) und heißen "Apple Cider" als Besonderheit. Hinter letzterem verbirgt sich ungefilterter Apfelsaft, der erhitzt und nach Bedarf mit Gewürzen verfeinert wird.
Der Austausch von Geschenken und das Versenden von Weihnachtskarten (oder hier neutraler "Holiday Cards" genannt) hat auch in den USA hohen Stellenwert. Der Freitag nach Thanksgiving (vierter Donnerstag im November) eröffnet die Weihnachtssaison offiziell, zumindest was den kommerziellen Teil betrifft. Da die meisten Arbeitnehmer den Freitag nach Thanksgiving frei haben, locken viele Geschäfte die Kunden mit super Schlagerangeboten in die Gechäfte. Viele Einzelhändler oder Kaufhäuser öffnen ihre Türen extrem früh; vier Uhr morgens ist keine Seltenheit. Der Name "Schwarzer Freitag" spielt dann auch darauf an, dass die Geschäfte durch die hohen Umsätze wieder schwarze Zahlen verbuchen.
Wir wünschen euch auf jeden Fall ein besinnliches Weihnachtsfest und hoffen, dass ihr auch im Jahr 2011 treure Rundbriefleser bleibt. Falls ihr selbst eine ungewöhnliche oder besonders nette Weihnachtstradition pflegt, schreibt uns doch einfach.
Frohes Fest aus dem Land des Santa Claus:
Angelika und Michael
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