23.12.2010   Deutsch English

  Rundbrief Nummer 90  
San Francisco, den 23.12.2010


Abbildung [1]: Ein Amerikaner dekoriert bereits am 12. Dezember seinen Weihnachtsbaum.

Die ürsprünglich aus Deutschland stammende Tradition, einen Nadelbaum zu schmücken und in der Wohnung aufzustellen, ist auch in den USA weit verbreitet. Allerdings wird der Weihnachtsbaum schon weitaus früher aufgestellt: Viele kaufen ihren Baum an dem Wochenende nach Thanksgiving (vierter Donnerstag im November); schmücken ihn dann gleich mit Weihnachtsbaumanhängern und Lichterketten und lassen ihn bis nach Weihnachten stehen. Ich kenne niemanden, der echte Kerzen am Baum hat. Die Zweige der Bäume, die es hier zu kaufen gibt, sind auch viel dichter, damit die Kabel der elektrischen Lichterketten nicht auffallen.

Auch dürfen die Tannenbäume nicht nadeln, da sie viel länger in den Wohnungen stehen. Künstliche Weihnachtsbäume erfreuen sich großer Beliebheit, denn die packt man nach Weihnachten einfach wieder in den Karton ein und zieht sie im folgenden Jahr wieder heraus. So ein Plastikteil kommt mir allerdings nicht ins Haus, obwohl uns jedes Mal schwindelig wird, wie teuer die echten Weihnachtsbäume in San Francisco sind. Ein etwa 1,80m großer Baum kostet mittlerweile schon fast 80 Dollar, einschließlich Wasserschale und Holzständer. Den leichten Aufpreis für diese geniale Konstruktion zahlen wir aber immer gerne, denn ich erinnere mich noch gut an die mühselige Arbeit, den Weihnachtsbaum vernünftig in den Weihnachtsbaumständer zu verfrachten und die Angst, dass er eventuell doch umfallen könnte. Der Holzständer besteht einfach aus zwei etwa 50 cm langen Holzbrettern, die über Kreuz unten an den Stamm genagelt werden. Möchte der Käufer auch eine Bewässerungsschale fürs Bäumchen, kommt noch eine Plastikschale zwischen Stamm und Holzständer dazu.

Abbildung [2]: Das Project "Delancey Street" verkauft Weihnachtsbäume für einen guten Zweck.

Wir kaufen unseren Weihnachtsbaum übrigens immer bei der Delancey Street Foundation, die auf der Bryant Street in San Francisco eine kleine Auswahl zum Verkauf anbietet. Das ist eine gemeinnützige Organisation, die 1971 in San Francisco gegründet wurde. Sie hilft ehemaligen Drogenabhängigen, Obdachlosen oder gewaltätigen Strafgefangenen, wieder auf die Füße zu kommen, indem sie sie durch ein Rehabilitationsprogramm schickt, das sie wieder in die Gesellschaft integriert. Das Besondere an der Delancey Street Foundation ist, dass es keine bezahlten Angestellten gibt, sondern das Prinzip der Selbsthilfe vorherrscht. Die Stiftung führt mehrere Betriebe, in denen die Teilnehmer arbeiten. Das Geld fließt aber nicht an Einzelne sondern in die Gemeinschaftskasse. In San Fransico betreibt die Organisation zum Beispiel ein Restaurant, ein Umzugsunternehmen und eben den saisonbedingten Weihnachtsbaumverkauf.

Aber zurück zu unserem Weihnachtsbaum: Wir kaufen unseren immer erst relativ spät, denn der Baum wird bei uns erst am 24.12. geschmückt, und kommt auch dann erst ins Wohnzimmer, denn etwas anderes käme mir komisch vor. Vorher muss er brav auf dem Balkon auf seinen Auftritt warten.

Abbildung [3]: Mit einem Stück Schnur bindet der Delancey-Mann den Weihnachtsbaum mit dem Holzständer auf dem Autodach fest.

Viele Städte präsentieren an einem zentralen, öffentlichen Platz ebenfalls einen reich geschmückten Weihnachtsbaum, der meist kurz nach Thanksgiving zum ersten Mal im vollen Glanz erstrahlt, wenn die Lichter in einer feierlichen Zeremonie angeschaltet werden. In San Francisco schmückt solch ein Weihnachtsbaum den Union Square und in New York City steht er vor dem Rockefeller Center.

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Letzte Änderung: 26-Nov-2012