Angelika/Mike Schilli |
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Angelika Autofahren kann einen in San Francisco und Umgebung oft schier zum Verzweifeln bringen. Nicht nur der dichte Verkehr ist daran schuld, sondern die vielen Autofahrer, die scheinbar ihren Führerschein in der Lotterie gewonnen haben oder fahren, als ob sie gar keinen besitzen. Was in Kalifornien übrigens gar nicht so selten ist.
Kurzfristiges Parken in zweiter Reihe gehört zum Alltag, wobei ich es besonders liebe, wenn der Fahrer frech im Auto vor einer Ausfahrt hockt, aber nicht in die Ausfahrt reinzieht. Nein, man blockiert lieber eine ganze Spur. So als wäre man ganz alleine auf der Welt. Auch den Blinker betätigen die meisten nur nach Lust und Laune, eine kalifornische Krankheit, die sich auch Michael schon einverleibt hat.
Das Allernervigste ist allerdings das ständige Gequatsche am Handy während des Autofahrens. Meinen eigenen Erhebungen zu Folge traf das bis vor kurzem auf jeden dritten Autofahrer zu. Schon vor dem ersten Sichtkontakt aufs Handy am Ohr fallen einem die Laberer auf: Die unorthodoxe Fahrweise, abruptes Abbremsen, langes, unnötiges Stehen am Stoppschild, das Überfahren von roten Ampeln und das Übersehen von Fußgänger an Fußgängerüberwegen verraten sie.
Ich kann ein Lied von Beinahunfällen wegen der Handyplage singen. Und obwohl schon lange bekannt ist, dass das Benutzen des Handys während der Autofahrt zu vielen Verkehrstoten führt, gehört Kalifornien erst seit 1. Juli 2008 zu einem der fünf amerikanischen Bundesstaaten, in denen der Fahrer beim Autofahren nur noch mit einer eingebauten Freisprechanlage oder einem Knopf im Ohr telefonieren darf (deshalb auch der Slogan "Hands free").
Kalifornische Autofahrer unter 18 Jahre (Führerschein gibt's ab 16) dürfen nicht einmal mehr das. Lustigerweise vergaß der Gesetzgeber allerdings, das Versenden von SMS-Nachrichten explizit in das Gesetz mit aufzunehmen, da dieses Verfahren zum Zeitpunkt des Gesetzentwurfs noch nicht so populär war. Nun sollte man meinen, dass es der gesunde Menschenverstand verbietet, auf einer klitzekleinen Tastatur herumzutippen, während man am Steuer sitzt, aber mich wundert eigentlich nichts mehr. Ich lese ja schließlich auch kein Buch beim Autofahren.
20 Dollar kostet es beim ersten Mal, wenn der Autofahrer mit dem Telefon am Ohr erwischt wird, 50 Dollar beim zweiten Mal. Ich halte das ja für zu niedrig, aber angeblich belaufen sich die 20 Dollar in Wirklichkeit auf 76 Dollar wegen der Gebühren, die noch oben drauf geknallt werden, und die 50 Dollar schießen dadurch auf 190 Dollar rauf. Es gibt allerdings keine Punkte in der kalifornischen Verkehrssünderkartei für dieses Vergehen. Einige Komiker zogen übrigens arg über das Motto der freien Hände her und zeigten, was die Autofahrer jetzt alles anstellen können, weil sie nicht mehr das Handy am Ohr festhalten: auf dem Laptop herumklimpern, essen, Karten schreiben. Aber es ist schon echt lustig, was kalifornische Autofahrer im Auto so alles treiben. Neulich sahen Michael und ich einen, der sich hinterm Steuer mit der elektrischen Zahnbürste die Zähne putzte. Die Frage, die mich dabei quälte war, wo er sich den Mund auszuspülen gedachte.
Und noch ein Nachtrag zum letzten Rundbrief: Dort hatten wir gefragt, ob ihr die Antwort auf eine Frage aus Michaels Strafzettelprüfung gewusst hättet, nämlich wieviele Verkehrstote es 2005 aufgrund von Alkohl am Steuer in den USA gab. Zur Auswahl standen (a) 16.000, (b) 25.000, (c) 5.000 oder (d) 10.000. Richtig waren 16.000.
Und worauf muss man achten, wenn das Auto liegenbleibt und man es neben der Straße parken muss?" Mögliche Antworten waren (a) Auf hohes Gras achten, (b) den Kofferraum öffnen, (c) den Wagen in Richtung des entgegenkommenden Verkehrs abstellen oder (d) das Fernlicht einschalten. Richtig war (a). Denn wenn das Gras hoch und trocken ist und der Motor recht heiß, kann dies einen Grasbrand verursachen. Ohne Schmarrn, das war die richtige Antwort!
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