Angelika/Mike Schilli |
Angelika Unser Weihnachtsbaum wartet brav auf dem Balkon auf seinen großen Auftritt. Ein sicheres Zeichen dafür, dass der 24. Dezember naht. Leider nahm dieses Jahr die Arbeit ein bisschen überhand, sodass die Zeit nur für fünf Rundbriefe reichte. Wir geloben Besserung für das Jahr 2012.
Das bestimmende Thema im Jahr 2011 waren die Protestbewegungen: Von den Wutbürgern, die sich gegen den Stuttgarter Bahnhof auflehnten, über die Occupy-Wall-Street-Bewegung, die in New York City ihren Anfang nahm, bis zu dem sogenannten arabischen Frühling. Das amerikanische "TIME" Magazin wählte dann auch den anonymen Demonstranten zur Person des Jahres. Seit 1927 folgt das Magazin der Tradition, die Titelgeschichte der Person oder einer Gruppe von Personen zu widmen, die nach Meinung der Redakteure das Jahr am meisten prägten. Papst Johannes Paul II, Bill Clinton, Amazon-Gründer Jeffrey Bezos aber auch umstrittene Personen wie Stalin oder Khomeini schafften es schon auf die Titelseite.
Eine Bewegung der etwas anderen Art findet sich in der Gruppe der amerikanischen patriotischen Millionäre ("Patriotic Millionaires for Fiscal Strength"), die freundlich darum bitten, doch mehr Steuern zahlen zu dürfen. Sie versuchen, die Politiker im Kongress dazu zu bewegen, die Superreichen, also sich selbst, mit faireren Steuersätzen zu belegen.
Ja, ihr habt richtig gelesen, sie halten ihre Steuersätze für zu niedrig. Denn dadurch, dass die meisten Wohlhabenden einen gehörigen Anteil ihres Vermögens aus Wertpapieren und ähnlichen Investitionen beziehen, zahlen viele nach der damals von Bush durchgeführten Steuerreform nur 15% statt 35% Steuern auf Dividenden sowie 15% statt 20% auf Aktiengewinne. Bush senkte dann auch noch den Spitzeneinkommenssteuersatz von 39.6% auf 35%. Warren Buffett, einer der reichsten Männer der USA, der sich schon seit Jahr und Tag für höhere Steuern für die Reichen einsetzt, gab schon bekannt, dass seine Sekretärin einen höheren Steuersatz zahlt als er.
Buffett ist ein vehementer Verfechter der Erbschaftsteuer, denn die republikanische Partei macht immer wieder Vorstöße, diese ganz abzuschaffen. Buffett hält es auch für ein Ammenmärchen, dass höhere Steuersätze Leute wie ihn darin hindern, zu investieren oder Stellen zu schaffen. Denn das Standardargument der Republikaner ist, dass niedrige Steuern die Wirtschaft ankurbeln und hohe Steuern diese bremsen. Ein Argument, dass sich allerdings nicht unbedingt mit Fakten belegen lässt, denn die heutigen amerikanischen Steuersätze befinden sich auf einem historischen Tiefststand und die Wirtschaft erholt sich trotzdem nur extrem langsam, während es unter Bill Clinton boomte bei höheren Steuersätzen.
Böse Zungen werfen der Gruppe der patriotischen Millionäre übrigens vor, dass sie doch keiner daran hindert, mehr Steuern ans Finanzamt zu zahlen. Einen einmaligen Scheck ans Finanzamt zu schicken, löst nach deren Meinung aber nicht das Problem. Es bleibt spannend, welchen Einfluss die Millionäre der Bewegung letzendlich haben werden.
Weihnachtliche Grüße aus dem Land der Ideenvielfalt!
Angelika und Michael
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