Angelika/Mike Schilli |
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Michael Den Sänger Herbert Grönemeyer, der in Deutschland Sportstadien füllt, kennt in Amerika niemand. Als ich erfuhr, dass er Ende September in einem etwa 500 Leute fassenden Club in San Francisco spielen würde, kaufte ich gleich zwei Tickets für $50 pro Stück. Im "Bimbo's 365" im italienischen Stadteil "North Beach" saßen wir dann mit unseren Freunden Conny und Roland tatsächlich an einem gedeckten Tisch (!) im Club wie einst Humphrey Bogart und Lauren Bacall, und bekamen, etwa 20 Meter von der Bühne entfernt, von einem Ober unsere Getränke serviert. Auf der Eintrittskarte stand "Two Drink Mininum", aber das schafften wir mühelos.
Grönemeyer tourt gerade durch einige Großstädte der USA und singt alte und neue Lieder auf Englisch. Das klingt natürlich absurd, denn die gewichtigen, fast pompösen Texte Grönemeyers passen nicht richtig ins unprätentiöse Amerika. Dann klingt noch ein ziemlich heftiger deutscher Akzent durch und man ist vollends abgelenkt. Anfang der Achziger des letzten Jahrhunderts versuchte sich der deutsche Sänger Udo Lindenberg mal an englischen Versionen seiner Platten, die treiben mir heute noch die Lachtränen in die Augen. So schlimm ist das Grönemeyer-Englisch aber nicht. Der Titelsong "I Walk" gehört allerdings ersatzlos aus dem Programm gestrichen, der ist furchtbar und gehört in die Kategorie "unfreiwillig komisch". "To the Sea" finde ich musikalisch ganz ausgezeichnet, obwohl der englische Text weit hinter dem 2008 erschienenen "Zum Meer" zurückbleibt. Wann lernen deutsche Musiker eigentlich mal, dass man Texte nicht 1:1 übersetzen kann, wenn man sich zwischen zwei völlig verschiedenen Kulturen bewegt? Der Grönibär sollte mal einen begabteren Texter anheuern. Ich bin allerdings schon anderweitig beschäftigt, gebt den Jungspunden mal eine Chance!
Eine weitere Sprachhürde tut sich auf, wenn man mit den Songs im deutschen Original aufgewachsen ist. Manche Textstellen, wie zum Beispiel das kurz geschmetterte "Schatten im Blick" sind einfach nur im Original genial. Erschwerend kommt hinzu, dass die Konzertbesucher in San Francisco natürlich hauptsächlich Exildeutsche waren, die die Gelegenheit nutzten, Grönemeyer hautnah und preiswert zu erleben. Und die forderten ihn dann natürlich unaufhörlich mit Zwischenrufen auf, deutsch zu singen, was er zwischendurch dann auch tat, was jedes Mal wahre Begeisterungsstürme in der Menge vor der Bühne entfachte. Die Leute tanzten, Bühnenscheinwerfer erhellten ein Meer von wogenden Armen, und alles sang aus vollen Kehlen mit, so dass Grönemeyer, sichtlich gerührt, bestimmt fünf Zugaben gab. Ob er auf Englisch den amerikanischen Musikmarkt aufrollen kann, weiß ich nicht, aber einen Versuch ist es schon wert. Uns Exildeutschen in San Francisco wurde jedenfalls ein gelungener Abend zum Schwabenpreis beschert.
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