Angelika/Mike Schilli |
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Angelika Gewisse Dinge scheinen sich nicht aufhalten zu lassen; wie die Langspielplatte wird es auch CDs über kurz oder lang nicht mehr geben. Auch herkömmliche Buchläden verschwinden in den USA immer mehr. Das liegt zum einen daran, dass es in den USA keine Buchpreisbindung gibt und gnadenlose Konkurrenz herrscht. Und viele Leute bestellen ihre Bücher mittlerweile bei Amazon online, der Bücher oft bis zu 40% günstiger verkauft.
Zunächst brach diese Entwicklung den kleinen unabhängigen Buchläden das Genick, denn sie können nur geringe Stückzahlen abnehmen und haben so wenig Verhandlungsspielraum bei der Preisgestaltung mit den Verlagen. Erst vor kurzem schloß in unserem Viertel der Buchladen "Cover to Cover" endgültig, nachdem eine Nachbarschaftsaktion ihn im Sommer 2003 noch durch großzügige Kredite kurzfristig vor der Pleite bewahrt hatte (Rundbrief 07/2005). Kleinere unabhängige Buchläden haben eigentlich nur noch eine Chance, wenn sie sich spezialisieren, und zum Beispiel seltene Bücher in die Regale stellen, die man sonst nicht so einfach findet.
Aber auch die großen Buchladenketten, die als Megaläden in den 70ern in amerikanischen Shoppingmalls auf den Markt drängten, geraten mehr und mehr in finanzielle Schwierigkeiten. Die in den gesamten USA verbreitete Buchladenkette "Borders" leitete im Februar ein Insolvenzverfahren ein und schließt im Zuge dessen über 230 der 650 existierenden Läden. Auch die Vorzeigefiliale auf der Powell Street im Stadtzentrum San Franciscos macht die Läden dicht. Das größte Problem von Borders war, dass es in guten Zeiten nicht nur gnadenlos expandierte, sondern auch, dass die Geschäftsleitung den Vormarsch des Internetgeschäfts verschlief. Bis 2008 hatte Borders keinen eigenen Online-Buchladen, sondern ließ die Internetbestellungen über Amazon abwickeln, also bei der Konkurrenz.
Auch verpasste Borders den Trend, dass digitale Bücher sich in den USA immer größerer Beliebtheit erfreuen. Viele Leser verzichten mittlerweile auf das Buch in Papierform und lesen Publikationen mit Hilfe von elektronischen Geräten wie dem Kindle von Amazon oder dem iPad von Apple. Der Bücherfreund darf aus 850.000 elektronischen Titeln bei Amazon auswählen und auf einem Gerät der neuesten Kindle-Generation bis zu 3.500 davon gleichzeitig speichern. Über das Handy-Netzwerk kann er jederzeit und jederorts neue Bücher nachordern, die Sekunden später eintreffen. Das Besondere am Kindle ist, dass man auf ihm ermüdungsfrei lesen kann, da er schwarze Buchstaben matt und wie auf einem Blatt Papier darstellt, und nicht glänzend wie auf einem Computerbildschirm, wie der iPad. Eine lustiges Kindle-Werbevideo stellt die Unterschiede klar heraus. Michael bekam einen Kindle von mir zu Weihnachten und zieht seitdem nur noch mit dem Ding durch die Gegend.
Borders verschlief diesen Trend zum eBook völlig, während die andere Megakette "Barnes and Noble" nicht nur ein Konkurrenzprodukt zum Kindle heraus brachte (den sogenannten "Nook"), sondern auch ein einigermaßen solides Online-Büchergeschäft auf die Beine stellte. Ich muss allerdings gestehen, dass es für mich nichts Schöneres gibt, als in Bücherläden zu stöbern und ich hoffe, dass ich dies trotz des beschriebenen Trends auch weiterhin tun kann.
Michael Ich sage in diesem Zusammenhang übrigens voraus, dass der Kindle (oder vielleicht ein nicht mehr pfundschwerer iPad3 mit besserem Bildschirm) die malade Zeitungs- und Zeitschriftenindustrie retten könnte. Während es auf dem Internet aus historischen Gründen uncool ist, für Inhalte zu bezahlen, ist es auf dem Kindle/iPad normal und elegant integriert. Jede Tageszeitung oder Zeitschrift, die nicht in den nächsten Jahren in der Versenkung verschwinden möchte, sollte auf das neue Format umstellen.
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