Angelika/Mike Schilli |
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Angelika Das Jahr neigt sich seinem Ende entgegen und Zeitungen und das Fernsehen beglücken uns mit Jahresrückblicken. Der amerikanische Wahlkampf und die Finanzkrise prägten hier wie kein anderes Thema das Jahr 2008. Und weil die Wahl von Barack Obama solch ein historisches Ereignis darstellt, ist mein Weihnachtsrundbrief dem neuen Mann im Weißen Haus gewidmet:
Lieber Barack Obama,
wir gratulieren herzlich zur gewonnenen Wahl. Wir hätten nie gedacht, dass dieses doch in vieler Hinsicht so konservative Land, dich ins Weiße Haus katapultiert. Wir waren ja nur Zaungäste, denn mit Greencard dürfen wir nicht wählen, aber wir haben mitgefiebert. Ehrlich gesagt ist uns nicht ganz klar, was an dem Amt des amerikanischen Präsidenten so begehrenswert ist. Die Bezahlung ist miserabel für diesen Knochenjob und du wirst sehen, dass du es niemanden so richtig recht machen kannst. Für die einen bist du zu links, für die anderen zu moderat und pragmatisch. Außerdem kannst du auch noch den Dreck aufräumen, die Bush und Konsorten für dich hinterlassen haben. Aber du gehst in die Geschichtsbücher als erster schwarzer amerikanischer Präsident ein.
Schier unlösbare Aufgaben kommen auf dich zu. Die Finanzkrise steht sicher ganz oben auf deiner Liste. Übrigens haben wir als Europäer etwas geschmunzelt ob der staatlichen Finanzspritze, die die Banken retten soll. Wenn es brenzlig wird, steht die Idee des Kapitalismus wohl auch in Amerika plötzlich auf wackeligen Beinen. Du solltest die Gunst der Stunde nutzen und die Krankenkasse für alle vorantreiben, denn Kritiker die eine nationale Krankenkasse mit Sozialismus gleichsetzen, kannst du mit dem Argument mundtot machen, dass der Staat wohl doch manchmal ganz nützlich ist.
Allerdings stimmen wir nicht zu, dass der Autoindustrie in Detroit nach jahrelanger Schlamperei, Ignoranz und mangelnden Innovationen und nicht vorhandenen Investionen in benzinsparende Autos staatliche Rettungspakete zufließen. Ja, ja, wir wissen schon, dass es um Arbeitsplätze und die Zuliefererfirmen und die ächzende Wirtschaft geht.
Apropos Benzin, es ist wirklich an der Zeit, das Benzin heftigst zu besteuern, denn nur dann kaufen die Leute sparsamere und kleinere Autos, fahren weniger und benutzen öffentliche Verkehrsmittel. Das wäre wirklich ein kühner Vorstoß. Die Steuereinnahmen könnten gleich in den Ausbau des öffentlichen Verkehrssystems fließen und alternative Energiequellen vorantreiben.
Dann hast du natürlich noch zwei von deinem Vorgänger angefangene Kriege am Hals. Wir vertrauen darauf, dass du dich nicht wie der Elefant im Porzellanladen aufführst und die Weltgemeinschaft bei zukünftigen Krisen besser einbeziehst. Und schließe Guantanamo Bay.
Übrigens magst du dich in der Hoffnung wiegen, dass dir die Europäer im Irak und in Afghanistan stärker unter die Arme greifen. Die Massen mögen dir zwar während deines Wahlkampfes in Europa zugeflogen sein, aber das heißt noch lange nicht, dass die europäische Gemeinschaft Geld rausrückt oder europäische Länder ihre Truppen verstärken. Nur dass du dich keinen Illusionen hingibst.
Zum Schluss haben wir noch eine Frage bezüglich Hillary Clinton: War das ein abgekatertes Spiel von euch? Sie unterstützt dich für den Rest des Wahlkampfes und bekommt deshalb den Posten der Außenministerin zugeschustert? Wenn das man nicht nach hinten los geht, denn die Clintonmaschinerie ist ja nicht gerade zimperlich mit dir umgesprungen.
Auf jeden Fall wünschen wir dir, dass du noch ein geruhsames Weihnachtsfest hast, bevor du im Januar dann offiziell deinen Posten beziehst.
Grüße aus San Francisco!
Zwei Zugewanderte
In diesem Sinne wünschen wir euch allen einen besinnlichen Jahresausklang und fröhliche Weihnachten!
Angelika und Michael
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