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  Rundbrief Nummer 150  
San Francisco, den 19.10.2023


Abbildung [1]: Weil wir eine rote Plakette haben ...

Michael Falschparken ist in Amerika ja viel teurer als in Deutschland, aber wer von euch einmal eine richtig saftige Strafe kassieren will, für den habe ich hier zwei Tipps: An einer Bushaltestelle oder auf einem Behindertenparkplatz parken, das kostet fast tausend Dollar Strafe. Selbst wenn man nur kurz anhält, und ein Ordnungshüter, also ein Polizist oder eine Strafzettelwespe dies sieht, wird so ein Monster-Ticket fällig.

Abbildung [2]: ... darf unser Auto auf dem Behindertenparkplatz stehen.

Klar, auf Behindertenparkplätzen dürfen nur Autos mit Behindertenplakette parken, aber oft sieht man Menschen, die erstaunlich gut zu Fuß sind, aus solchen Autos entsteigen, und der neutrale Beobachter fragt sich stirnrunzelnd: Wer stellt diesen Menschen eigentlich die Genehmigung aus?

Interessanterweise bot sich mir letzten Sommer überraschend die Möglichkeit, dieser Frage nachzugehen, denn nach einem schlimmen Fußballunfall konnte nur noch mit Krücken laufen und ließ mir das Knie operieren. Alles was mehr als 10 Schritte entfernt war, wurde zur Qual, und so dachte ich, probiere ich das mal aus, vielleicht kriege ich so eine Plakette und kann dann in erster Reihe am Supermarkteingang parken, damit ich mich nicht so quälen muss.

Abbildung [3]: Behindertenplakette vom DMV

Gesagt, getan, ich rief also die Arztpraxis an, bei der ich wegen des Knies in Behandlung war, und fragte nach einer Behindertenplakette. Die Sprechstundenhilfe des Orthopäden wusste sogleich Bescheid und schickte mir ein ausgefülltes PDF-Formular mit der Ordnungsnummer 150 der kalifornischen Führerscheinstelle DMV per Email zu. Darauf hatte der Arzt per Unterschrift bestätigt, dass ich wegen des Knies nicht mehr mobil war. Ich füllte noch die restlichen Formulardaten aus, Führerscheinnummer und Adresse, und unterschrieb zur Bestätigung. Die Sprechstundenhilfe hatte mich noch gewarnt, dass der DMV manchmal das Original-Formular mit der Tinte des Arztes sehen will, und hatte es zur Abholung bereit, aber ich füllte einfach online einen Antrag bei der Führerscheinstelle aus, und lud Scans meines Führerscheins und der Arztbestätigung mit hoch.

Abbildung [4]: Die Bestätigung vom DMV erklärt, wozu die Plakette berechtigt.

Nach einigen Tagen kam per Email die Bestätigung, dass zur Weiterbearbeitung des Antrags eine Gebühr von 6 Dollar fällig wäre, die ich postwendend online per Kreditkarte entrichtete. Ein paar Tage später kam die Zusage per Email und eine Woche später flatterte ein Brief vom DMV mit der roten Plastikplakette in Abbildung 3 ins Haus. Mit dabei lag die offiziell abgestempelte Urkunde aus Abbildung 4, die man im Geldbeutel mitführen muss, wenn man die Plakette an den Rückspiegel hängt und an sonst eingeschränkten Stellen parkt.

Mit der Plakette darf man übrigens nicht nur auf Behindertenparkplätzen parken, sondern auch in Vierteln mit Anwohnerparken und sogar an Parkuhren darf man stehen, solange man will, ohne zu bezahlen! Und da die temporäre Plakette auf sechs Monate ausgestellt ist, bleibt sie auch gültig, falls der Patient inzwischen genesen ist.

Man darf damit übrigens nicht an verbotenen Stellen parken, wie zum Beispiel im absoluten Halteverbot oder vor einer Einfahrt, da wird der Wagen trotzdem rücksichtslos abgeschleppt. Und die Plakette darf nur dann am Rückspiegel hängen, falls die gehbehinderte Person mit dem Auto transportiert wurde. Bei Verstößen und generellem Missbrauch der Plakette drohen noch drakonischere Bußgelder, von bis zu 4.200 Dollar ist die Rede.

Abbildung [5]: Das Formular 150 für den DMV vom Arzt.

Auf meiner roten Plastikplakette steht groß und breit "Temporary", sie läuft also aus, in meinem Fall nach sechs Monaten, und müsste dann mit einem erneuten Arztgutachten erneuert werden. Statt der mobilen Plakette gibt's übrigens auch Autokennzeichen mit dem blauen Behindertensymbol, die sind dann permanent und ans jeweilige Fahrzeug gebunden, werden aber wohl strenger vom DMV geprüft.

Abbildung [6]: Die temporäre Plakette gilt 6 Monate.

Lustigerweise steht auch auf der Urkunde, dass an Tankstellen mit Voll-Service der Tankwart den Wagen einer derart behinderten Person zum Selbsttankpreis betanken muss. Das hätte ich gerne für die Rundbriefleser ausprobiert, allerdings ist mir leider keine Tankstelle bekannt, an der es noch Tankwarte gibt, außer vielleicht im Bundesstaat Oregon.

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Letzte Änderung: 19-Oct-2023