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  Rundbrief Nummer 111  
San Francisco, den 27.04.2015


Abbildung [1]: Sechs Eier von glücklichen Hennen kosten schlappe fünf Dollar.

Michael Der Amerikaner kennt das Frühstücksei ja nur gebraten, so direkt löffelt er es nicht aus der Schale wie der Deutsche. Außerdem herrscht in Amerika seit Jahrzehnten eine Geflügelseuche, die die großen Hühner-Hugos schon gar nicht mehr einzudämmen versuchen, weil's anscheinend komplett hoffnungslos ist. Deshalb schielt der Amerikaner skeptisch auf alles Hühnerartige, das nicht komplett totgekocht wurde. Zeigt sich nur ein Fitzelchen Fleisch an einem Brathähnchen, das nicht ganz durchgebraten ist, schalten die Verbraucher sofort auf Defcon 5 und werfen alles weg. Supermärkte in Amerika verkaufen Eier aus dem Kühlregal, während sie in Deutschland auf normalen Regalen liegen (Nachtrag: Unsere Leser haben berichtet, dass Eier in Deutschland mittlerweile ebenfalls nur noch in Kühlregalen gelagert werden dürfen.) Spiegeleier isst der Amerikaner gern "over-easy", mit bereits gestocktem Eigelb. Echte Spiegeleier ("sunny side up") rufen Skepsis hervor und Speisen wie das italienische Dessert Tiramisu, das rohe Eier verlangt, essen nur extrem Mutige.

Abbildung [2]: Dieses Bio-Zwölferpack kostet nur drei Dollar, schmeckt aber nach Hühnerstall.

Entweder haben wir beide eiserne Saumägen, die alles wegstecken, oder sind noch nie in den Einzugsbereich des Virus gelangt, aber wir schrecken vor praktisch nichts zurück und haben uns noch nie eine von unzureichend gekochten Eiern stammende Lebensmittelvergiftung zugezogen. Und wir essen für unser Leben gerne Tiramisu! Was uns aber auffällt, ist die Qualität von Frühstückseiern, falls sie nicht im Pfannenfett schmoren, sondern in der Schale weichgekocht werden. Die Bio-Eier vom Aldi-Supermarkt Trader Joe's schmecken interessanterweise öfter mal als wie wenn jemand die Tür zum Saustall aufgelassen hätte. Wer wie ich als Kind Zeit auf einem Bauernhof verbracht hat, weiß wovon ich rede. Der Geschmack scheint jahreszeitlichen Schwankungen zu unterliegen, manches Mal habe ich schon eine Packung mit ganz gut schmeckenden Exemplaren erwischt.

Allerdings führt unser Edelbiomarkt "Whole Foods" seit neuestem Eier von glücklichen freilaufenden Hennen zu einem exorbitanten Preis, die jedesmal gleich gut schmecken. Mit fünf Dollar pro 6er-Pack sind sie allerdings gut dreimal so teuer wie andere angebliche Bio-Produkte, aber wenn man wie wir vielleicht zweimal pro Woche ein Frühstücksei isst, fällt der Mehrpreis nicht weiter auf. Der Eiersechserpack der Firma "Rainbow" (meines Wissens nicht verbandelt mit dem famosen Supermarkt "Rainbow Groceries") repräsentiert zudem typisches San Francisco Multi Kulti: Die Eier sind alle verschiedenfarbig, manche weisen sogar einen seltsamen Grünton auf. Der Osterhase ist dabei, soviel ich weiß, nicht im Spiel.

Abbildung [3]: Rainbow Groceries verkauft noch bessere Eier von noch glücklicheren Hennen für fast zehn Dollar das Dutzend.

Beim eben erwähnten Hippiesupermarkt "Rainbow Groceries" fand ich neulich sogar noch teurere Eier. Für schlappe $9.75 stand das Zwölferpack im Regal und ich dachte mir, hau ich mal voll auf die Sahne: Schmeckten sehr lecker! Außerdem muss man Rainbow Groceries unterstützen, denen macht die explosionsartige Ausbreitung von Whole Foods offensichtlich zu schaffen und ich hätte gerne, dass der Laden auch noch da ist, wenn ich hier eines Tages in Rente gehe. Dort fahren nämlich noch richtige Althippies im 30 Jahre alten Volvo vor, während bei Whole Foods nur Google-Nerds und Yoga-Girls abhängen.

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Letzte Änderung: 18-Jul-2015