Michael Neulich ging ich die 24ste Straße hinunter und bemerkte erstaunt einen Proteststand, auf dem ein Obama-Bild prangte, das den Präsidenten mit Hitlerbart zeigte. Angeblich bringt Obamas Gesundheitsreform hitlerartige Zustände nach Amerika. Im Rahmen der in den USA geltenden Meinungsfreiheit darf so etwas jeder sagen und die meisten Leute ignorierten den Stand einfach schmunzelnd.
Im Internet fand ich heraus, dass die Kampagne von einem rechten Spinner namens Lyndon LaRouche finanziert wird, der behauptet, in einem staatlichen Gesundheitssystem gäbe es unweigerlich Bürokraten der Krankenkassen, die darüber entschieden, wer welche ärztlichen Leistungen in Anspruch nehmen könne und wer nicht. Folglich, so das LaRouche Political Action Committee sei das nichts anderes als die sogenannte Aktion T4, mit der die Nazis ab 1940 sogenanntes "lebensunwertes Leben" vernichteten. Freilich ein gewagtes Argument, denn irgendjemand entscheidet bei einem Krankenkassensystem immer über Leben und Tod, und das gegenwärtige Gesundheitssystem der USA bildet da keine Ausnahme. Aber wie gesagt, in einer freien Gesellschaft darf jeder jeden Schmarren daherreden, da habe ich nichts dagegen.
Deutsche Politiker erscheinen im Vergleich dazu relativ zart besaitet und rufen sofort Papa Staatsanwalt zu Hilfe, falls jemand ihnen verletzend auf den Schlips tritt. Der geschasste deutsche Bundespräsident Wulff hat zum Beispiel gegen einen unbekannten Blogger Klage eingereicht, weil dieser ein Foto, auf dem Frau Wulff mit erhobenem rechten Arm zu sehen war, bissig kommentierte. Dass Wulff nach Gutsherrenart sogar die Regenbogenpresse zu manipulieren suchte, war zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht bekannt.