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  Rundbrief Nummer 74  
San Francisco, den 02.05.2008


Abbildung [1]: Der Bewohner dieser Wohnung im Castro ist Obama-Fan.

Angelika Mittlerweile steht der republikanische Präsidentschaftskandidat fest, während sich bei den Demokraten Barack Obama und Hillary Clinton immer noch ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefern. John McCain kann sich seiner offiziellen Nominierung beim Parteitag der Republikaner im Sommer sicher sein. Bei den Demokraten werden tatsächlich dieses Mal die Superdelegierten (Rundbrief 02/2008), wie ich es schon im letzten Rundbrief prophezeit habe, die entscheidende Rolle spielen.

Ohne die Superdelegierten kann Clinton die Nominierung gar nicht gewinnen, selbst wenn sie bei den noch ausstehenden Vorwahlen Obama haushoch schlägt. Clinton kämpft dabei wie eine wilde Löwin im Käfig und nimmt immer unsympathischere Züge an. Um sich bei weißen Arbeitern, in deren Gruppe Obama bisher die wenigsten Stimmen erhielt, anzubiedern, springt sie schon einmal auf einen Pick-up Truck und lässt sich mit einem Arbeiter zur Tankstelle fahren, um dann über die hohen Benzinpreise zu lamentieren. Oder sie bechert ein Bier in einer Kneipe in Indiana, wo am Dienstag zeitgleich mit dem Bundesstaat North Carolina die nächsten Vorwahlen stattfinden. Ich habe noch nie jemanden gesehen, der so verliebt in die Macht ist. Hillary und Bill wollen zurück ins Weiße Haus, koste es, was es wolle.

Abbildung [2]: Die Benzinpreise haben die 4-Dollar-Marke überschritten.

Hillarys neuestes Mantra ist, dass sie -- wie John McCain -- die Benzinsteuer (lächerliche 18.4 Cents pro Gallone) über die Sommermonate aussetzen möchte, damit die Preise kurzfristig fallen und alle wieder mehr Benzin in ihre riesigen Autos pumpen können. Eine Gallone (ca. 3,8 Liter) Benzin kostet im Schnitt zur Zeit an die 3,60 Dollar, was für amerikanische Verhältnisse extrem hoch ist. Im Sommer steigen die Benzinpreise eh, da die Nachfrage steigt, weil alle mit dem Auto in den Urlaub fahren und die Raffinerien an die Grenzen ihrer Kapazitäten stoßen.

So vermuten die Experten, dass der Benzinpreis landesweit über vier Dollar schnellen wird, in San Francisco zahlen wir das mittlerweile eh schon. Die Wirtschafts- und Umweltexperten raufen sich die Haare. Denn erstens geht die Rechnung nicht auf, denn wenn die Steuer wegfällt und die Leute mehr fahren, steigt die Nachfrage, was die Preise noch mehr anziehen lässt. Zweitens löst die Aktion natürlich auf lange Sicht nicht das Problem. Konservieren und weniger fahren ist angesagt und dazu müssten die Bezinpreise eigentlich durch eine Steuer angehoben werden, denn anders zwingt man den Konsumenten nicht zur Verhaltensänderung. Drittens dient die Benzinsteuer dazu, die Infrastruktur im Land in Stand zu halten und die hat es bitter nötig, denn Brücken und Straßen befinden sich teilweise in einem miserablen Zustand.

Fairerweise muss ich erwähnen, dass Clinton die Steuer durch die Hintertür auf die Ölgesellschaften umlegen will, während McCain sich scheinbar nicht darum schwert, wie das Loch zu stopfen ist. Außerdem lassen die Beiden bei ihren abenteuerlichen Vorschlägen außer acht, dass solche Entscheidungen ohne die Zustimmung des Senats und des Repräsentantenhauses sowieso nicht zu treffen sind. Ich hoffe, dass die Wähler das Spiel durchschauen.

Obama lehnt den Vorschlag von McCain und Clinton bezüglich der Benzinsteuer kategorisch ab. Allerdings hat Obama gerade ganz andere Probleme, denn sein etwas radikaler Pastor, von dem er sich gerade losgesagt hat, zieht medienwirksam durchs Land und schwingt Reden, die Obama das Leben schwer machen. Und wieder sind wir im amerikanischen Wahlkampf an dem Punkt angelangt, wo es nur noch um Plattitüden geht, dabei gäbe es so wichtige Sachen wie Wirtschaftsmisere, Irakkrieg, Krankenkasse für alle zu diskutieren.

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Letzte Änderung: 26-Nov-2012