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  Rundbrief Nummer 60  
San Francisco, den 21.04.2006


(Angelika) Fasziniert und verwundert zugleich haben uns schon mehrere Amerikaner nach dem deutschen Kursystem gefragt. Bezahlte Kuren empfindet der Amerikaner als das Tüpfelchen auf dem I des deutschen Sozialstaates. Die Enttäuschung folgte dann aber gleich auf dem Fuße, als ich berichtete, dass bezahlte Kuren im traditionellen Sinne in Deutschland schon lange am Aussterben sind.

Nichts desto trotz gibt es auch in Amerika so etwas wie Kurorte. Diese zeichnen sich meist durch besonderes Wasser aus. In Kalifornien findet man gleich mehrere solcher Orte, denn durch Kaliforniens vulkanische Geschichte bedingt sprudelt immer noch hier und da angenehm warmes Wasser aus Geysiren und dergleichen. Calistoga ist zum Beispiel so ein Ort; und er hat dabei noch den netten Vorzug, mitten im Weingebiet "Napa Valley" zu liegen.

Calistoga befindet sich ungefähr 120 Kilometer nördlich von San Francisco. Das Städtchen hat sich seinen kalifornischen Charme bewahrt und verfügt über einige gute Restaurants und viele so genannte Spas (Einzahl: "Spa"). Ich glaube, ihr bezeichnet diese jetzt neudeutsch als Wellness-Center. In denen kann der vom Alltag geplagte Mensch sich bei einer Massage oder einem Schlammbad ("Mud Bath") entspannen. Für seine Schlammbäder ist Calistoga nämlich berühmt.

Michael grauste es bisher davor, sich in den Schlamm aus vulkanischer Asche bis zum Hals einbuddeln zu lassen, weil der Schlamm von einem Kurgast zum nächsten nicht ausgewechselt wird. Etwas zartbesaitet, der Mann! Ich hingegen habe schon solch ein Bad genossen, für das ich mich mutig in so etwas wie eine Badewanne legte und mich mit Schlamm zudecken ließ. Der Schlamm ist recht heiß und schon nach kurzer Zeit rinnt einem der Schweiß von der Stirn wie nichts Gutes. Aber das ist wohl der Sinn der Sache: Den Körper zu entschlacken und die Mineralien des Schlammes aufzunehmen.

Abbildung [2]: Hadschi Halef Omar im Bademantel

Samuel Brannan eröffnete um 1860 das erste Hotel mit Spa in Calistoga, weil er sich ein zweites Saratoga Springs (ein berühmter Kurort im Staate New York) erträumte. Angeblich stammt daher der Name Calistoga, eine Kombination aus den Worten Kalifornien und Saratoga. Die Idee eines Hotels/Motels mit Spa ist natürlich genial und auch heute noch weit verbreitet in Calistoga. Der Gast nistet sich ins Hotel ein und braucht das Hotel nicht einmal für ein paar entspannende Anwendungen zu verlassen.

Unsere Lieblingsunterkunft in Calistoga ist das "Indian Springs Resort", das auf dem ursprünglich von Sam Brannan erworbenen Gelände sitzt. Dorthin locken uns aber nicht die Massagen oder Schlammbäder, sondern der von der natürlich heißen Quelle gespeiste Swimmingpool. Der Pool hat olympische Ausmaße und seine Wassertemperatur schwankt je nach Jahreszeit zwischen 32 bis 39 Grad Celsius.

Abbildung [3]: Der schöne große heiße Pool bei Nacht

Der Geheimtipp ist, sich in den kalifornischen Wintermonaten (November bis Februar) ins Indian Springs einzumieten, denn dann verfügt Calistoga in der Regel über recht frische Nächte. Und es gibt nichts Besseres, als durch die kalte Nacht zum Swimmingpool zu huschen und dann ins warme Wasser zu gleiten, so dass gleich die Beine kribbeln wegen des Temperaturunterschiedes. Als Hotelgast darf man den Pool nämlich bis Mitternacht benutzen. Ich komme mir dann jedes Mal wie in einem Hitchcock-Film vor. Der Pool ist nur dürftig beleuchtet und das Wasser dampft. Nur ab und zu sieht man durch die Nebelschwaden die Umrisse eines Menschen. Schaurig-schön!

Abbildung [4]: Angelika auf Kur

Allerdings ist der Spaß nicht ganz billig. Um sich in eines der kleinen Häuschen einzumieten, muss man das Geld schon recht locker in der Tasche sitzen haben, vor allen Dingen in den Sommer- und Herbstmonaten. Die noch ziemlich neue so genannte "Lodge" auf dem Gelände schmerzt zwar das Portemonnaie nicht ganz so, aber dafür gibt es in den geschmackvoll eingerichteten Zimmer auch keinen Kühlschrank oder gar eine Küche wie in den mietbaren Häuschen. Übrigens kann Calistoga sogar mit einem eigenen Mineralwasser aufwarten, das aus dem natürlichen Quellwasser gewonnen wird. Die Firma heißt auch Calistoga und gehört mittlerweile leider zur großen Nestle-Gruppe. Wenn ihr in Nordkalifornien auf Reisen seid und ein Mineralwasser bestellt, kann durchaus die Rückfrage kommen, ob ein Calistoga okay sei. Nun wisst ihr, was damit gemeint ist.

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