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  Rundbrief Nummer 60  
San Francisco, den 21.04.2006


Abbildung [1]: Dank onlinetvrecorder.com auch in San Francisco abrufbar: Die Harald-Schmidt-Show

Deutscher Humor genießt ja international keinen guten Ruf. Gemeinhin wird den Deutschen jegliche Fähigkeit zum Lustigsein abgesprochen. Lediglich über die unfreiwillige Komik deutscher Versteiftheit amüsiert man sich gern. Schaut euch mal die neueste VW-Werbung in den USA an. Da tritt ein durchgeknallter Typ im weißen Kittel auf, spricht englisch mit aufgesetztem deutschen Akzent und mimt amerikanische Verhaltensweisen nach. Das findet der Amerikaner witzig.

Der deutsche Humor wird aber nicht nur innerhalb Europas geringgeschätzt, wo Holländer und Engländer gerne denken, alle Deutschen wären verbiestert, sondern vor allem in den USA. Dort werden Deutsche zwar wegen ihrer Strebsamkeit, Ausdauer und Liebe zu technischer Perfektion bewundert, aber niemals würde ein deutscher Komiker es in den USA auch nur ins Fernsehen schaffen.

Ich finde, das ist nicht gerecht. Sicher, es gibt in Deutschland eine Menge populärer Schnarchhumoristen, die den deutschen Ruf ruinieren. Über onlinetvrecorder.com kann man sich neuerdings deutsche Fernsehsendungen aufnehmen lassen und dann runterladen, und so kam ich neulich in den Genuss der Harald-Schmidt-Show. Die war so bodenlos unwitzig, dass man wirklich glauben könnte, in Deutschland sei die Witzdürre ausgebrochen. Dagegen ist der hier als lahmarschig angesehene Letterman eine Lachatombombe.

Aber wenn man sich Erzeugnisse wie die Zeitschrift "Titanic" (ich habe natürlich ein Auslandsabo für 95 Euro im Jahr) oder die Bücher von Max Goldt oder Rattelschneck ansieht, muss man sagen, dass sie auch international gut mithalten können und im Lachkraftvergleich oft überlegen dastehen. Die Titanic wird zwar seit Jahrzehnten stetig schlechter, aber Kolumnen wie die "Humorkritik" von Robert Gernhard (unter dem Pseudonym Hans Mentz) suchen ihresgleichen immer noch vergeblich.

Amerikanischer Humor ist eher auf der seichteren Seite zu finden. Ich kriege das auch in der Arbeit häufiger zu hören. Ihr glaubt ja nicht, wie oft die Episode der Simpsons am Mittagstisch zitiert wird, in der ein Haufen deutscher Rucksacktouristen das Haus der Simpsons bevölkern. Eines der beliebtesten Zitate: "Number 37 of what's wrong with America: No national health insurance. What is this, the age of Charlemagne?" ("Nummer 37 der Dinge, die in den USA falsch laufen: Keine gesetzliche Krankenversicherung. Wo sind wir, im Zeitalter Karls des Großen?").

Oder das Thema David Hasselhoff. Glaubt mir, dass der drittklassige Schauspieler David Hasselhoff (aus der Serie "Nightrider") in den Achzigern in Deutschland mit "I've been Looking for Freedom" monatelang an der Spitze der Hitparade stand, hat den Ruf des deutschen Musikgeschmacks in den USA ein für allemal ruiniert. David Hasselhoff ist hier in den USA eine totale Lachfigur. Neulich wurde in der Fernsehserie "The Office" jemand, der sein Hemd etwas zu aufgeknöpft trug, als "Hasselhoff" bezeichnet, und das war bombenlustig! Und auch bei Yahoo muss ich öfter mal Häme einstecken, wenn ich mal wieder von unterbelichteten amerikanischen Verhaltensweisen erzähle und dann jemand trocken zum Ausgleich das Thema "Hasselhoff" anschneidet. Ein besonders peinliches Hasselhoff-Video aus dem deutschen Fernsehen, das ein Yahoo-Kollege aus unserer Mittagstischgruppe neulich herumgeschickt hat, könnt ihr euch gerne ansehen. Mit sowas muss ich leben! Ich bin schon geschlagen.

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