(Michael) Wer schon mal in Amerika war, weiß, dass dort die Ampeln anders funktionieren als in Deutschland: Erstens gibt es für Autofahrer keine Gelbphase, wenn die Ampel von Rot auf Grün umspringt. Das geht einfach zack! und liegt wahrscheinlich an den vielen Autos mit automatischer Gangschaltung: Niemand muss zum Anfahren den Gang einlegen.
Bevor die Ampel am Ende der Grünphase aber wieder auf Rot umschnackelt, gibt's natürlich eine Sekunde Gelb, damit man noch rechtzeitig abbremsen kann. Das ist lebenswichtig: Sobald nämlich die eine Ampel auf Rot umspringt, ist die in der Querrichtung schon Grün! Es gibt keine Kulanzphase wie in Deutschland -- wer noch schnell bei Rot durchdrückt, dem knallt nicht selten schon das erste querkommende Fahrzeug in die Seitentür.
Allerdings sind Amerikaner notorisch schlechte Autofahrer und viele telefonieren, schrauben am Autoradio rum oder trinken Kaffee und man sieht häufig völlig abwesende Geisterfahrer durch rote Ampeln rauschen. Wir haben es uns echt angewöhnt, vorsichtig bei Grün loszufahren und in die Seitenstraße zu spitzeln, ob die Autos dort auch wirklich halten.
Die fehlende Kulanzphase betrifft auch Fußgänger: Die müssen tierisch aufpassen, dass sie es bis zur anderen Seite schaffen, bevor die Fußgängerampel von "Walk" auf "Stop" umspringt -- denn dann haben die Autos sofort (!) Grün. Damit man's ungefähr abschätzen kann, fängt typischerweise eine elektrische Hand zu einem Zeitpunkt zu blinken an, zu dem's ein sportlicher Läufer gerade noch zum anderen Ufer schafft. Alte Leute bleiben dann meist stehen, wir jungen Hüpfer schalten dann in den 100-Meter-Sprint-Modus.
Natürlich hilft das Geblinke nicht immer, denn jede Kreuzung hat unterschiedliche Einstellungen. Man muss sich auf den Ampelmechaniker verlassen, der das irgendwann ausgemessen hat. Deswegen gibt's jetzt etwas Neues: Ampeln mit großen Digitalanzeigen, die die Anzahl der Sekunden bis zum "Stop" herunterzählen. Genial!
Nicht nur Fußgänger lieben die neue Technik, sondern auch die in der gleichen Richtung vorbeibrausenden Autofahrer, die nun rüberspitzeln und die exakte Sekundenzahl ablesen können, bevor auch ihre Autoampel auf "Gelb" springt! Das erleichtert oft Entscheidungen wie "Soll ich schnell die Spur wechseln, um den Schnarcher vor mir abzuhängen, oder komme ich auch hinter ihm noch durch?". Vor einem Jahr gab's diese Super-Ampeln nur vereinzelt an sehr breiten Kreuzungen in San Francisco, aber mittlerweile schießen sie überall aus dem Boden, und alle sind begeistert. Bravo, San Francisco!