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  Rundbrief Nummer 18  
San Francisco, den 20.11.99


Bürgermeisterwahl in San Francisco

San Francisco stand übrigens in den letzten Wochen ganz unter dem Einfluss der Bürgermeisterwahl und dazu gibt es einiges Interessantes anzumerken. Wie ihr vielleicht wisst, war und ist Willie Brown Bürgermeister von San Francisco. Er ist Mitglied der amerikanischen demokratischen Partei, was die liberalere, "linkere" Partei Amerikas ist. Nun muss man wissen, dass in San Francisco alle Kandidaten, die aufgestellt waren, der demokratischen Partei angehören, ein Republikaner (das ist die konservative Partei in Amerika, aber bitte nicht mit unseren Republikanern verwechseln) hätte in dem liberalen Klima der Stadt von vornherein keine Chance. Da viele Leute in San Francisco ziemlich unzufrieden mit Willie Brown waren, da er das Obdachlosenproblem und das Problem des öffentlichen Verkehrssystem mit dem Namen "MUNI" nicht in den Griff bekommen hat und außerdem als korrupt gilt, war die Stadt sehr im Wahlkampffieber.

Man muss nämlich wissen, dass die Bewohner von San Francisco sehr an ihrer Stadt hängen und die meisten sehr engagiert sind, wenn es um stadtspezifische Themen geht. Der Gegenkandidat Willie Browns hätte auch gute Chancen gehabt, wäre er nicht vor Jahren dem Alkohol etwas zu ergeben gewesen und hätte in diesen Gelagen ab und zu seine Hand gegen seine damalige Frau erhoben. Obwohl dieser Kandidat namens Clint Reilly seit 20 Jahren trocken ist und sein Gewaltproblem in den Griff bekam, ist es sehr schwer, mit diesem Ballast in Amerika zu gewinnen. Der Wähler verlangt ein makelloses Privatleben (deshalb auch die Aufregung über Clintons Affäre).

Jedenfalls war es zwei Wochen vor der Wahl ziemlich sicher, dass Willie Brown wohl doch gewinnen würde, als plötzlich der Supervisor (so etwas wie ein städtischer Abgeordneter) Tom Ammiano eine sogenannte "Write-In-Kampagne" (was so viel bedeutet wie "dazu schreiben") startete. Ich konnte damit zunächst wenig anfangen, habe aber durch intensives Nachfragen herausbekommen, was es damit auf sich hat. Da die Wahlzettel zwei Wochen vor der Wahl in der Regel schon gedruckt sind, kann man sich durch das "Write-In" doch noch zum wählbaren Kandidaten machen. Write-In heißt einfach, dass der Wähler die Möglichkeit hat, auf dem Stimmzettel einen Kandidaten, der nicht offiziell aufgeführt ist, handschriftlich dazuzuschreiben und für diesen Kandidaten seine Stimme abzugeben.

So geschah es im Falle Tom Ammianos und siehe da, er schaffte es, Willie Brown ernsthaft gefährlich zu werden, denn dieser hätte die absolute Mehrheit der Stimmen gebraucht, um zu gewinnen. Der gute Tom machte ihm einen Strich durch die Rechnung und so gibt es am 14. Dezember eine Stichwahl zwischen Tom Ammiano und Willie Brown. Tom Ammiano hat auch deshalb gute Chancen, da er aktiv von den Homosexuellen in San Francisco unterstützt wird, die in dieser Stadt ja bekanntlich politisch sehr aktiv sind. Tom Ammiano ist nämlich selber homosexuell. Nun muss man aber fairerweise sagen, dass auch Willie Brown sehr liberale Politik in punkto Homosexualität betreibt. Auch das gibt es nur in San Francisco: Ein Bürgermeister, der nicht aktiv die Homosexuellenbewegung unterstützt, hat null Chancen. Es bleibt also spannend.

Übrigens sind alle amerikanischen Wahlen an ganz normalen Wochentagen (Dienstag ist in der Regel Wahltag) und nicht wie bei uns sonntags. Keiner hat frei, so dass sich oft lange Schlangen vor den Wahllokalen während der Mittagspause bilden. Und da ich gerade dabei bin, möchte ich noch schnell mit einem weitverbreiteten Vorurteil aufräumen. Auch in Amerika dürfen nur amerikanische Staatsbürger wählen. Eine Greencard (unbegrenzte Arbeits-und Aufenthaltsgenehmigung) gibt einem nicht das Recht zu wählen, auch nicht auf kommunaler Ebene.

In letzter Zeit haben auch einige von euch immer wieder angefragt, wie lange wir jetzt eigentlich schon in San Francisco sind und wie lange wir denn noch bleiben wollen. Nun sind es schon drei Jahre, dass wir hier leben. Im Juli 2000 läuft unser AOL-Visum aus. Wir möchten auf jeden Fall eine Verlängerung beantragen, die dann für weitere drei Jahre gelten würde. Drückt uns die Daumen, dass wir noch ein wenig bleiben dürfen, uns gefällt es nämlich immer noch super!

So, nun wünschen wir euch allen eine besinnliche Vorweihnachtszeit. Hier noch einmal die Quizfrage: Wie sagt man auf tahitianisch "danke"? Wie immer gewinnt die erste richtige Einsendung!

Macht es gut und meldet euch zahlreich!

Angelika und Michael

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Letzte Änderung: 06-Apr-2017