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  Rundbrief Nummer 129  
San Francisco, den 30.04.2019


Abbildung [1]: Der Prospekt der Autowienererbedarfsfirma "Griot's Garage".

Michael Sagen wir mal so, ich arbeite in einer Firma, in der eine erkleckliche Zahl der Mitarbeiter nach deutschen Maßstäben unermesslich reich sind. Und wie denkt ihr fährt jemand zur Arbeit, der zum Beispiel 500 Millionen Dollar auf dem Konto hat, was keine Seltenheit ist? Natürlich mit einem statusgemäßen Auto. Sportwägen aus deutscher Produktion gibt's schon zum Saufüttern, also bevorzugt der Besserverdiener eher etwas in Richtung Lamborghini Huracan oder McLaren 720s.

Abbildung [2]: Michael wurde zwar noch nie beim Polieren seiner Autos beobachtet, liest aber gerne die Produktbeschreibungen auf dem Klo.

In Deutschland protzt ja keiner so offen herum, was sollen die Nachbarn denken, wenn auf einmal klar wird, dass der einfache Saubauer vom Land auf einem natürlich geerbten Millionenvermögen sitzt? Der kauft sich vielleicht einen 3-er BMW-Kombi, weil der Nachbar den gleichen hat, also geht nicht gleich das Getuschel los. In meinen Jugendjahren fuhr ich mal bei jemandem per Anhalter mit, der Filialleiter bei einem kleinen Edeka auf dem Land war, einen Honda CRX fuhr und erzählte, dass er sich keinesfalls einen Porsche kaufen könne, weil das im Dorf böses Blut gäbe und keiner mehr im Edeka einkaufen würde.

Da Amerikaner generell nicht so lackverliebt bei ihren Autos sind, wusste ich lange Zeit nicht, dass es auch eine stattliche Zahl totaler Autonarren gibt, die ihr Gefährt auf Teufel komm raus polieren bis sie sich drin spiegeln können. Der technische Begriff hierfür heißt "Detailing" und Autobesitzer bezahlen für diese Serviceleistung bei Autowaschbetrieben typischerweise ein paar Hundert Dollar, damit sie den Wagen anschließend zu einem hohen Preis verkaufen können. Dabei dringt dann ein Angestellter wirklich tief in die Poren vor und holt noch mit Wattestäbchen den letzten Dreck aus der kleinsten Ritze. Ich habe auch schon von Autonarren gehört, die für besondere Wachstechniken und Spiegellack ein paar tausend Dollar beim Detailer lassen.

Abbildung [3]: Damit der Lack so glänzt, dass man sich drin spiegeln kann, rollt der Polierer ein Stück Lehm darüber.

Der typische Autonarr ("car nut") wäscht und poliert sein Auto aber normalerweise zuhause selbst, weil die Arbeiter in den Autowaschstraßen angeblich zu rabiat polieren und kreisrunde Kratzer im Lack ("swirl marks") hinterlassen. Dazu kauft er sich im Spezialgeschäft allerhand Speziallappen und chemische Wundermittel, und genau so ein Laden ist "Griot's Garage" online. Ich erhalte deren Prospekt glaube ich weil ich Autoreifen typischerweise online bei Tirerack bestelle (Rundbrief 05/2010) und diese Lumpen meine Email wahrscheinlich an den Poliermittelversand weitergegeben haben, aber egal: Zwar wurde ich noch nie beim Polieren einer unserer Autos beobachtet, blättere beim Klogang aber sehr gern in diesen Prospekt. Da kostet ein in den höchsten Tönen angepriesener Speziallappen gerne mal 70 Dollar, oder ein Batzen Knetmasse ("clay bar"), der die letzen Dreckreste aus dem Lack saugt, 22 Dollar. Würde ich zwar nie kaufen, die Publikation von "Griot's Garage" ist aber ein großartiger Lesegenuss, und ich kann die Lektüre nur wärmstens empfehlen.

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Letzte Änderung: 06-May-2019