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  Rundbrief Nummer 117  
San Francisco, den 30.10.2016


Abbildung [1]: Der Kabelverhau hinter unserem Fernsehkasten.

Michael Die Firma Comcast, die bei uns in der Bay Area ihr Quasimonopol auf Kabelfernsehen dazu ausnutzt, die monatlichen Gebühren stetig hochzuschrauben, ist in letzter Zeit in Misskredit geraten. Sie bietet Kabel und Internet für Neukunden ab $50 im Monat an, und erhöht dann den Preis nach sechs Monaten auf über $150. Ihr habt richtig gelesen, Amerikaner in der Bay Area zahlen $150 im Monat für Internet und Kabel. Das ist die Folge einer jahrelang verfehlten Politik, die einer kundenmelkenden Monopolfirma freie Hand lässt, wie schon mal in Rundbrief 12/2010 beschrieben.

Abbildung [2]: Auf Amazon häufen sich die Ratgeber zum Abstellen des Kabelfernsehens.

Aber viele Amerikaner haben jetzt die Faxen dicke und nabeln sich unter dem Slogan "Cut the Cord" vom Kabelfernsehen ab. Internet kann man auch über die Telefonleitung als DSL beziehen und als Alternative für's Kabelfernsehen gibt's eine ganze Reihe von legalen Möglichkeiten. Auf Amazon häufen sich die Ratgeberbücher zum Thema, und selbst die Helferin meines Zahnarztes bat mich neulich um technischen Rat, als sie meine Beißerchen polierte. Wie unsere werte Leserschaft weiß, bin ich dem Rest der Menschheit technisch immer zwei, drei Jahre voraus, und habe tatsächlich schon vor drei Jahren unser Kabelfernsehen abbestellt. Seit dem winke ich immer freundlich und lache mich schlapp, wenn ich zufällig am Comcast-Laden in der Stadt vorbeifahre.

Zum Glück befinden wir uns im Auge eines Technologie-Hurrikans, und alle näslang bringt irgendeiner neue Ideen und Gadgets auf den Markt, die alten Dinosauriern wie Comcast gehörig den Marsch blasen. Es ist tatsächlich gar nicht so schwer, mit allerlei technischen Gerätschaften Fernsehsender legal und kostenlos zu empfangen. Heute lüfte ich mal den Vorhang, und zeige, wie wir das machen. Zunächst zu lokalen Fernsehsendern, die die Abendnachrichten ausstrahlen und vielleicht ein Baseballspiel oder Politsender wie KQED, die für die wenigen Leute in Amerika, die noch nicht völlig verblödet sind, tatsächlich ausgewogene Interviews und Reportagen bringen.

Abbildung [3]: Der TiVo-Kasten zeichnet automatisch Antennenfernsehen auf.

Dazu bieten die Sender, offensichtlich deshalb weil Fernsehen eine Art Grundrecht ist, digitales Fernsehen über Antenne an. Das hat wie in Deutschland mit DVB-T nichts mit verrauschten Kanälen und laufenden Bildern zu tun, die man stoppt, in dem man mit der flachen Hand mehrfach auf den Fernsehkasten schlägt, sondern das ist Digitalfernsehen mit 1-A Qualität. Wir wohnen bekanntlich nicht weit vom Fernsehturm Sutro Tower auf dem Hügel in San Francisco, der Twin Peaks heißt. Also habe ich bei Amazon nach mehreren Wochen Testbetrieb mit einigem Hin und Her eine Antenne für $80 gekauft, die hinter dem Fernsehkasten steht (Abbildung 1) gute Bildqualität liefert, auch von Sendern, die nicht von Twin Peaks sondern wie zum Beispiel NBC aus dem 20 Kilometer südlichen liegenden San Bruno abgestrahlt werden.

Abbildung [4]: Beim EM-Halbfinale brechen die Sling-Server zusammen.

Nun kann man in Amerika allerdings nicht einfach so eine Sendung im Fernsehen ansehen, wenn man nicht gerade arbeitslos ist und eh den ganzen Tag auf der Couch rumhängt, denn die Sender unterbrechen ihre Programme alle paar Minuten für einen Werbeblock. Also gehört zur Mindestausstattung des Kabelkappers ein digitaler Videorekorder, und nachdem ich schon seit sage und schreibe 16 Jahren einen sogenannten TiVo nutze, um Sendungen aufzuzeichnen und Werbeblöcke im Schnellauf zu überspringen, bin ich der Firma auch vor einigen Jahren treu geblieben, als ich einen "TiVo Roamio" gekauft habe, eine Wahnsinnskiste mit 6 Tunern, die gleichzeitig Fernsehsendungen aufzeichnen können (Abbildung 3).

Abbildung [5]: Der Experte streamt ESPN in den Laptop und dann in den Fernsehkasten.

Der Kiste teilt man mit, welche Sendungen man aufzeichnen möchte, und muss dafür nicht etwa jedes Mal die Uhrzeit einstellen, sondern man gibt nur den Titel vor, die Kiste sucht dann selbständig im Fernsehprogramm wann und wo diese Sendung oder auch Serien oder die täglichen Nachrichten laufen und nimmt sie alle auf. Man sieht also niemals mehr live fern, sondern kommt heim und hat 20 Sendungen zur Auswahl, die der TiVo den lieben langen Tag für einen zusammengesucht hat.

Abbildung [6]: Das Roku-Kästlein pumpt mittels App die deutsche Tagesschau ins Wohnzimmmer.

Um nicht völlig zu verblöden, und auch um auf dem Laufenden zu bleiben mit dem, was im fernen Deutschland so abgeht, sehen wir uns übrigens auch jeden Tag die Tagesschau an. Der Roku, eine kleine Settop-Box so ähnlich wie ein AppleTV (den wir natürlich neben einem Amazon Fire ebenfalls angeschlossen haben), zieht die 8-Uhr Tagesschau innerhalb von 10 Sekunden auf Abruf als Stream ins Wohnzimmer (Abbildung 6).

Abbildung [7]: Deutsche Politkasper wie der Hase Cäsar von den Grünen kommen auch in San Francisco in der Tagesschau.

Bei sovielen Gadgets im Fernsehschrank fällt natürlich immer mal eines aus, und damit auch Angelika, die sich mit dem Kabelverhau hinter den Kulissen nicht so gut auskennt, zielgerichtet ein bestimmtes Gerält aus- und wieder einschalten kann, habe ich wie in einem Tonstudio vorne eine Schalterleiste mit zehn Schaltern angebracht, die ordnungsgemäß mit einem Labeldrucker beschriftet sind. Mittlerweile hängt hinter jedem Schalter ein Gerät, und wenn Angelika mal wieder motzt, dass dies oder jenes nicht geht, und wieso ich schon wieder etwas perfekt funktionierendes durch ein noch auf wackeligen Füßen stehendes brandneues Produkt aus der Schmiede des Silicon Valley ersetzen musste, erwidere ich: "The only constant is change!".

Grüße aus dem Land der nimmermüden Erfinder:

Angelika und Michael

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