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  Rundbrief Nummer 112  
San Francisco, den 16.08.2015


Abbildung [1]: Ein Bringdienst für Restaurants ohne Bringdienst.

Michael Kaum eine Powermutti hat mehr Zeit, abends zu kochen und deswegen schießen die Bringdienste bei uns wie Pilze aus dem Boden. Und natürlich isst die Hipsterfamilie von Welt heutzutage nicht mehr irgendwelche Hamburger oder Produkte der Pizzakettenindustrie, sondern nur noch Erzeugnisse von glücklichen Landwirten aus der Kategorie vollwertig, nachhaltig, glutenfrei und detoxirierend. Da es nicht jede Wald-und-Wiesen-Wirtschaft geregelt kriegt, eine Bestellseite aufs Internet zu stellen, die auch noch mit dem neuesten Mobiltelefon funktioniert, sowie eine Horde wildgewordener Fahrradkuriere bei Laune zu halten, springen immer mehr Dienstleister in die Lücke. So liefert zum Beispiel die Firma Doordash Gerichte von Restaurants aus, die selbst keinen Bringdienst anbieten. Oder die Firma Sprig.com, die gesunde Gerichte mit Broccoli und wenig Fett kocht und in ökologisch unbedenklichen Pappkartons ausliefert.

Abbildung [2]: Auf Sprig.com wird gesund gekocht und umweltbewusst ausgeliefert.

Und was mich persönlich fasziniert: Alle Webseiten und Apps wurden anscheinend von Leuten gemacht, die tatsächlich etwas von Webseiten und Apps verstehen. Das Bestellen geht ruck-zuck, und es ist auch sicherheitstechnisch nichts Gravierendes einzuwenden. Sieht man sich zum Vergleich die Apps von, sagen wir mal, der deutschen Zeitschrift "Der Spiegel" an, wird klar, dass in Deutschland im IT-Sektor hauptsächlich per zweiwöchiger ABM-Maßnahme vom Einkaufswagenschieber zum gewerkschaftlich organisierten App-Programmierer umgeschulte Laien arbeiten. Solche Schluderei und Wurstigkeit wäre in Amerika im Internetsektor undenkbar, die allseits lauernde Konkurrenz würde Firmen mit solch schlechten Angestellten schlichtweg plattmachen.

Abbildung [3]: So einfach kann es sein, einen Tisch in einem Restaurant zu reservieren.

Um einen Tisch in einem Restaurant zu reservieren muss man heutzutage nicht mehr dort anrufen, sondern wird meist von der Webseite zu einem Service namens Open Table dirigiert. Dort kriegt man fünf Knöpfe auf den Schirm, auf denen Uhrzeiten wie 17:00, 17:30, 18:00 stehen und die drückt man dann, lässt das Telefon anschließend automatisch Name und Telefonnummer ausfüllen und fertig ist der Lack. Wir haben mal während einer Wanderung in Point Reyes per Handy einen Tisch für eine Stunde später reserviert, setzten uns am Ende des Trails ins Auto, fuhren dorthin und wurden sofort an einen Tisch gesetzt, obwohl Leute im Eingangsbereich warten mussten. Für Gäste kostet Open Table nichts, und das Restaurant zahlt eine monatliche Grundgebühr von $199 sowie pro Gast und Buchung $0.25, falls der über die Webseite der Wirtschaft reinkam oder $1.00 über die Seite von Open Table.

Natürlich gibt es auch in der hiesigen Gastronomieszene ewiggestrige Jammerer, die sich aufregen, dass Opentable angeblich sein Geld nicht wert ist, aber wer mit seinem Laden nicht genug Umsatz macht, dass er 25 Cent pro Gast wieder reinholt, kann eh bald zusperren, was der eben zitierte Jammerer ironischerweise vor nicht allzu langer Zeit getan hat. Ja mei, die traditionelle Restaurantszene ist hart umkämpft, viele denken, sie könnten's, schmeißen ein Jahr lang ihr Geld zum Fenster raus und geben dann auf. Rundbriefleser sind jetzt schlauer.

Abbildung [4]: Diese Dame freut sich, dass ihr Postpaket heute mal nicht von einem Nichtsnutz geklaut wurde.

Oder das Problem mit zugestellten Paketen: In Rundbrief 12/2014 haben wir mal darüber berichtet, dass sich bei uns im Viertel untertags ein Haufen Nichtsnutze herumtreibt, die die Pakete klauen, die die Paketdienste äußerst leger auf der Eingangstreppe "zustellen", also unbeaufsichtigt liegen lassen. Jetzt bietet ein Jungunternehmer, der auch schon mal in der Fernsehsendung Shark Tank war, mit der Firma Doorman einen Dienst mit flexibleren Zustellungszeiten als die etablierten Zusteller an. Für $3.99 pro Paket oder einer Flatrate von $19 pro Monat für beliebig viele Pakete lässt man sich seine Online-Einkäufe nicht mehr nach Hause schicken, sondern adressiert sie an Doorman, der dann Bescheid gibt, falls die Sendung da ist und sie zwischen 18:00 und Mitternacht zustellt. Riesenidee, würde ich vielleicht auch machen, falls ich nicht eh schon alles in die Firma schicken würde. (Anmerkung der Redaktion: Die Firma Doorman konnte sich nicht halten und schloss am 6. Oktober 2017 ihre Pforten).

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