Deutsch English

  Rundbrief Nummer 104  
San Francisco, den 01.12.2013


Abbildung [1]: Herbert Grönemeyer tritt im Club Bimbo's 365 in San Francisco auf.

Michael Den Sänger Herbert Grönemeyer, der in Deutschland Sportstadien füllt, kennt in Amerika niemand. Als ich erfuhr, dass er Ende September in einem etwa 500 Leute fassenden Club in San Francisco spielen würde, kaufte ich gleich zwei Tickets für $50 pro Stück. Im "Bimbo's 365" im italienischen Stadteil "North Beach" saßen wir dann mit unseren Freunden Conny und Roland tatsächlich an einem gedeckten Tisch (!) im Club wie einst Humphrey Bogart und Lauren Bacall, und bekamen, etwa 20 Meter von der Bühne entfernt, von einem Ober unsere Getränke serviert. Auf der Eintrittskarte stand "Two Drink Mininum", aber das schafften wir mühelos.

Abbildung [2]: Zum Schlagerpreis von 50 Dollar pro Ticket.

Abbildung [3]: Gemütlich sitzen die Exildeutschen im Bimbo's Club am Tisch, während Herbert auf der Bühne spielt.

Grönemeyer tourt gerade durch einige Großstädte der USA und singt alte und neue Lieder auf Englisch. Das klingt natürlich absurd, denn die gewichtigen, fast pompösen Texte Grönemeyers passen nicht richtig ins unprätentiöse Amerika. Dann klingt noch ein ziemlich heftiger deutscher Akzent durch und man ist vollends abgelenkt. Anfang der Achziger des letzten Jahrhunderts versuchte sich der deutsche Sänger Udo Lindenberg mal an englischen Versionen seiner Platten, die treiben mir heute noch die Lachtränen in die Augen. So schlimm ist das Grönemeyer-Englisch aber nicht. Der Titelsong "I Walk" gehört allerdings ersatzlos aus dem Programm gestrichen, der ist furchtbar und gehört in die Kategorie "unfreiwillig komisch". "To the Sea" finde ich musikalisch ganz ausgezeichnet, obwohl der englische Text weit hinter dem 2008 erschienenen "Zum Meer" zurückbleibt. Wann lernen deutsche Musiker eigentlich mal, dass man Texte nicht 1:1 übersetzen kann, wenn man sich zwischen zwei völlig verschiedenen Kulturen bewegt? Der Grönibär sollte mal einen begabteren Texter anheuern. Ich bin allerdings schon anderweitig beschäftigt, gebt den Jungspunden mal eine Chance!

Abbildung [4]: Die Deutschen in San Francisco trällern alte Grönemeyer-Songs mit.

Abbildung [5]: Der Gröni-Tourbus klappert alle Großstädte der USA ab bis rauf nach Kanada.

Eine weitere Sprachhürde tut sich auf, wenn man mit den Songs im deutschen Original aufgewachsen ist. Manche Textstellen, wie zum Beispiel das kurz geschmetterte "Schatten im Blick" sind einfach nur im Original genial. Erschwerend kommt hinzu, dass die Konzertbesucher in San Francisco natürlich hauptsächlich Exildeutsche waren, die die Gelegenheit nutzten, Grönemeyer hautnah und preiswert zu erleben. Und die forderten ihn dann natürlich unaufhörlich mit Zwischenrufen auf, deutsch zu singen, was er zwischendurch dann auch tat, was jedes Mal wahre Begeisterungsstürme in der Menge vor der Bühne entfachte. Die Leute tanzten, Bühnenscheinwerfer erhellten ein Meer von wogenden Armen, und alles sang aus vollen Kehlen mit, so dass Grönemeyer, sichtlich gerührt, bestimmt fünf Zugaben gab. Ob er auf Englisch den amerikanischen Musikmarkt aufrollen kann, weiß ich nicht, aber einen Versuch ist es schon wert. Uns Exildeutschen in San Francisco wurde jedenfalls ein gelungener Abend zum Schwabenpreis beschert.

PDF Drucken
RSS Feed
Mailing Liste
Impressum
Mike Schilli Monologues


Auf die Email-Liste setzen

Der Rundbrief erscheint in unregelmäßigen Abständen. Wer möchte, kann sich hier eintragen und erhält dann alle zwei Monate eine kurze Ankündigung per Email. Sonst werden keine Emails verschickt.

Ihre Email-Adresse


Ihre Email-Adresse ist hier sicher. Die Rundbrief-Redaktion garantiert, die angegebene Email-Adresse nicht zu veröffentlichen und zu keinem anderen Zweck zu verwenden. Die Mailingliste läuft auf dem Google-Groups-Service, der sich ebenfalls an diese Richtlinien hält. Details können hier eingesehen werden.
Alle Rundbriefe:

Rundbriefe 1996-2016 als PDF:
Jetzt als kostenloses PDF zum Download.

Spezialthemen:
USA: Schulsystem-1, Schulsystem-2, Redefreiheit, Waffenrecht-1, Waffenrecht-2, Krankenkasse-1, Krankenkasse-2, Medicare, Rente, Steuern, Jury-System, Baseball, Judentum
Immigration: Visa/USA, Warten auf die Greencard, Wie kriegt man die Greencard, Endlich die Greencard, Arbeitserlaubnis
Touren: Alaska, Vancouver/Kanada, Tijuana/Mexiko, Tokio/Japan, Las Vegas-1, Las Vegas-2, Kauai/Hawaii, Shelter Cove, Molokai/Hawaii, Joshua Nationalpark, Tahiti, Lassen Nationalpark, Big Island/Hawaii-1, Big Island/Hawaii-2, Death Valley, Vichy Springs, Lanai/Hawaii, Oahu/Hawaii-1, Oahu/Hawaii-2, Zion Nationalpark, Lost Coast
Tips/Tricks: Im Restaurant bezahlen, Telefonieren, Führerschein, Nummernschild, Wohnung mieten, Konto/Schecks/Geldautomaten, Auto mieten, Goodwill, Autounfall, Credit Report, Umziehen, Jobwechsel, Smog Check
Fernsehen: Survivor, The Shield, Curb your Enthusiasm, Hogan's Heroes, Queer Eye for the Straigth Guy, Mythbusters, The Apprentice, The Daily Show, Seinfeld
Silicon Valley: Netscape-1, Netscape-2, Netscape-3, Yahoo!
San Francisco: SoMa, Mission, Japantown, Chinatown, Noe Valley, Bernal Heights
Privates: Rundbrief-Redaktion
 

Kommentar an usarundbrief.com senden
Lob, Kritik oder Anregungen? Über ein paar Zeilen freuen wir uns immer.

In der Textbox können Sie uns eine Nachricht hinterlassen. Wir beantworten jede Frage und jeden Kommentar, wenn Sie ihre Email-Adresse in das Email-Feld eintragen.

Falls Sie anonym bleiben möchten, füllen Sie das Email-Feld bitte mit dem Wort anonym aus, dann wird die Nachricht dennoch an uns abgeschickt.

Ihre Email-Adresse


Nachricht

 
Impressum
Letzte Änderung: 20-Sep-2014